Donnerstag, 24. Dezember 2015

Throwback Thursday - Persona 4: Das Okkulte zieht einen in diesem Genremix in den Bann

"Atlus hat offiziell 'Persona 5' für die PlayStation 4 angekündigt."

Ein Satz, der mir weiterhin ein breites Grinsen über die Wangen zieht. In den letzten abgerundet 20 Jahren habe ich auch schon eine Menge Spiele über die Mattscheibe flimmern sehen. Angefangen hat es damals noch mit einer knapp 25 Zoll großen Schwarz-Weiß-Röhre, die nur drei Fernsehkanäle besaß und stets manuell am Gerät umgeschaltet werden musste. Und in all den Jahren und all den Generationen voller Pixel und Sprites sind einige Spiele und so manche Reihe an mir hängengeblieben.

Eine dieser ist  "Megami Tensei". Eine Rollenspielreihe, die wie ich 1987 zum Leben erweckt wurde und heutzutage eher als "Shin Megami Tensei" bekannt ist. Damals wie heute stammt die Reihe von Atlus. Unter dem Namen erschienen in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Spinoffs. Auch "Persona" gehört zu den Ablegern, die daraus hervorgingen.

Bereits zur Bestätigung von "Persona 5" für die PlayStation 4 hatte ich einige Fragen bezüglich der Reihe gestellt bekommen. "Ist das ein Rollenspiel?", "Worum geht es?",  "Ist alles in dieser Animeoptik gehalten?", Fragen über Fragen. Selbst wenn ich anfangs etwas perplex war, so verwundert es mich nachträglich nicht, dass diese Fragen aufkommen.

Einige Leute sind noch recht jung, andere kamen erst mit der PlayStation 3 oder gar erst der PlayStation 4 zu Sony und wiederum andere konnten vielleicht zur damaligen Zeit einfach nichts mit japanischen Rollenspielen anfangen. Zusätzlich darf man nicht unterschlagen, dass "Persona" die komplette PlayStation 3-Generation abwesend war und einzig auf der PSP respektive der Vita erschienen ist, abgesehen natürlich von dem Beat 'em Up "Persona 4: Arena".

Somit ist diese immense Vorfreude, die ich verspüre, kein allgemein vorherrschendes Gefühl. Offensichtlich ist "Persona" heutzutage wieder in der Nische angesiedelt. Als ersten Throwback Thursday-Titel habe ich mich für "Shin Megami Tensei: Persona 4" entschieden, welches 2009 bei uns für die PlayStation 2 erschienen ist. Deshalb wünsche ich jedem, der den Titel nun kennenlernt oder auch einfach nur wie ich in Erinnerungen schwelgt, viel Vergnügen bei meinem Blick in die Vergangenheit zu "Shin Megami Tensei: Persona 4". Zur Einstimmung gibt es jedoch erstmal den Gameplaytrailer zum fünften Teil.

 


Persona 4 - Verloren in der Fernsehwelt 

Es beginnt alles damit, dass der namenlose Charakter, den ich selbst benennen darf, aus der Großstadt in ein kleine Stadt namens Inaba zieht. Die Eltern sind geschäftlich verreist und deshalb ist man gezwungen für ein Jahr Zuflucht beim einzigen Onkel und dessen Tochter zu suchen. Der Onkel ist leitender Kriminalbeamter der örtlichen Polizei und verwitwet. Die kleine Tochter Nanako ist deshalb sehr einsam und freut sich trotz anfänglicher Scheu über die neue Bezugsperson. Im Laufe des Spiels entwickelt sich eine wahrhaft familiäre Bindung. 

Auch wenn Inaba auf den ersten Moment verschlafen wirken sollte, so durchlebt die Stadt doch eine düstere Geschichte. Als man sich am nächsten Tag auf dem Heimweg von der Schule befindet, sieht man zusammen mit den bereits bekanntgemachten Klassenkameraden Chie und Yosuke die Leiche einer Schülerin an einem Telefonmasten hängen. Ein tragischer Vorfall, der die ganze Gegend in Schrecken versetzt. Und als sei das nicht genug, sieht man Punkt Mitternacht auf der alten Röhre den sogenannten "Midnight Channel", der nur schemenhafte Bilder liefert. 

Aus einem inneren Zwang heraus berührt man den Bildschirm und plötzlich versinkt der Unterarm in den Tiefen des Fernsehers und zieht einen beinahe komplett hinein. Als man wiederum am nächsten Tag mit Yosuke und Chie darüber spricht, wird man für verrückt erklärt. Jedoch ist die Neugier größer als man zunächst vermutet hat. Kann es sein, dass der Neue tatsächlich die Wahrheit erzählt?

Als man in das größte Kaufhaus der Gegend ─ Junes ─ geht, fällt man in die Welt hinter den Fernsehbildschirm. Eine Welt voller Gefahren und böser Dämonen. Etwas, dem nur ihr gewachsen seid. Zumindest behauptet das ein älterer, durchaus seltsam wirkender Herr namens Igor, der euch in seinen "Velvet Room" führt. Denn ihr seid der einzige, der in der Lage ist mehrere Personas zu nutzen. Von da an erwartet uns eine Reise ins Okkulte ...

"Persona 4" erzählt eine packende Geschichte, die sich mit den Selbstzweifeln der Menschen auseinandersetzt. Bin ich attraktiv genug? Bin ich an allem Schuld? Man schaut in die Psyche der Charaktere und lernt sie so auf einer tieferen und zudem verletzlicheren Ebene kennen. Doch zudem strickt "Persona 4" auch eine Kriminalgeschichte, die einen stets auf die falsche Fährte schickt. Dabei werden geschickt die Fäden eines Dramas mit denen der Mystery verwoben, sodass selbst übernatürliche Phänomene und Wesen nie aufgesetzt wirken. 
Das Rollenspiel weiß durch den Wechsel von hochqualitativen Animesequenzen und vertonten Gesprächen in In-Game-Grafik stets die Spannung aufrechtzuerhalten. Dabei muss ich allerdings erwähnen, dass ausschließlich die Sequenzen der Hauptgeschichte vertont werden. Die restlichen Gespräche werden mit Texteinblendungen überbrückt. Die Lokalisierung findet zudem ausschließlich auf Englisch statt, was durchaus für so manchen Deutschen eine Barriere darstellen könnte.


Freundschaften bereichern das Leben 

Doch ist die Hauptgeschichte nicht das einzige, das "Persona 4" vermittelt. In diesem Spiel merkt man, wie wichtig Freundschaften im Leben sind und das jeder seine eigenen Probleme auf den Schultern trägt. Es lehrt einen Toleranz und zeigt einem das Herz einer jeden Person. 

Denn "Persona 4" besteht spielerisch aus zwei vollkommen unterschiedlichen Genres, die ich nun getrennt voneinander erläutern werde. Tagsüber spielt sich "Persona 4" wie eine soziale Simulation mit Rollenspielelementen. So hat man Charakterwerte für Intelligenz, Courage und Ausstrahlung, die sich mit Hilfe der tagtäglichen Interaktionen verbessern lassen. Man kümmert sich unter anderem um den Schulalltag, indem man den Inhalten des Unterrichts folgt, Fragen beantwortet oder einem Freund, genau genommen Yosuke, unter die Arme greift. Und man sollte sich immer gut merken, was im Unterricht behandelt wurde. Schließlich stehen nach einiger Zeit auch die Klausuren an. Und wer gut ist, bekommt Boni. Zudem kann man etwas Essen gehen, sich in die Bibliothek setzen oder sich auch außerschulischen Aktivitäten widmen 

 Die Charakterwerte sollte man nicht vernachlässigen. Denn sie geben euch Zugang zu bestimmten sogenannten "Social Links", die im Grunde genommen nichts anderes als Freundschaften sind. Denn Freundschaften bestimmen letztendlich, wie sich eure Personas entwickeln. Insgesamt gibt es 20 Social Links, die je in zehn Stufen eingeteilt sind. Man steigt eine dieser Stufen auf, indem man die gewisse Freundschaft hegt und pflegt und sich dementsprechend mit den Freunden verabredet. Je höher das Level des Social Links ist, desto länger dauert es eine weitere Stufe aufzusteigen. Allerdings steigen auch die Bonusstats der Personas, wodurch man auch eine gewisse Spielbalance garantiert.

Loben muss man dabei vor allem, dass man nicht die Möglichkeit hat in einem Spieldurchlauf alle Freundschaften zu maximieren. Dadurch ist man gezwungen im Voraus zu planen, welche Social Links man benötigt und welche man zeitlich geregelt bekommt. Schließlich steht jede Freundschaft nur an bestimmten Wochentagen und Tageszeiten zur Verfügung. Wer also den Überblick behält, profitiert am Ende.

 Ich rufe die Götter als Verstärkung! 

Jetzt habe ich soviel von den Personas geschrieben. Es wird Zeit diese vorzustellen. Die Personas sind eine Inkarnation der eigenen Persönlichkeit. Sie spiegeln die eigene Seele wieder. Allerdings hat der Hauptcharakter keine klare Persönlichkeit, sondern scheint ein facettenreicher Mensch zu sein. Er ist als einziger in der Lage mehrere Personas zu nutzen bzw zu "tragen". 

Die Personas sind zumeist okkulte und mythologische Wesen aus den Legenden verschiedenster Religionen und Kulturen. So sind Ares, Odin, Anubis und auch Satan vertreten. Insgesamt zählt das Spiel 179 Wesen. Und wofür nutzt man die Personas? Fürs Kämpfen natürlich. 

Ähnlich wie in "Pokémon" kann man die Personas im Kampf wechseln und auch mit ihnen Aktionen ausführen. Dazu zählen neben Zaubern (Feuer, Eis, Strom, Wind, Finsternis und Licht), auch Buffs und Debuffs. Zudem kann man auch unterschiedliche physische Attacken nutzen. Als sei das noch nicht genug, können die Personas auch noch passive Fähigkeiten haben, die zum Teil zum Beginn eines Kampfes ausgelöst werden oder permanent aktiv sind. Und wenn wir schon bei den Kämpfen sind, dann sind wir auch schon beim zweiten großen Teil des Spiels. Denn "Persona 4" entwickelt sich dafür von einer sozialen Simulation zu einem Dungeon Crawler mit rundenbasierten Gruppenkämpfen und Bossgegnern. 
"Persona 4" teilt sich in Regenphasen auf. Nach jeder längeren Regenphase wird wieder jemand sterben, der zuvor in die Fernsehwelt eingesperrt wurde. Um das zu verhindern muss man tagsüber mit seinen Teammitgliedern in die Fernsehwelt gehen und sich durch eine Horde sogenannter "Schatten" schnetzeln. Und da sonst niemand davon weiß, seht ihr euch in der Pflicht die Opfer vor einem sicheren Tod zu bewahren. 

Dafür läuft man durch die Flure zufallsgenerierter Dungeons, die sich optisch stets einem Konzept zuordnen lassen. Unter anderem besucht man Gebiete, die einem japanischen Badehaus oder auch einem Schloss nachempfunden wurden. Euer Ziel ist es bis spätestens zum Ende der nächsten längeren Regenphase ans Ende des Dungeons zu gelangen und den Boss niederzustrecken, der sich euch als ultimative Aufgabe in den Weg stellt. Die Kämpfe erfordern taktische Überlegungen, da die Schwachpunkte gut genutzt werden müssen.

So ist ein jeder Gegner gegen bestimmte Elemente oder auch physischen Attacken anfällig und kann dadurch gezielt ausgespielt werden. Durch das Ausnutzen der Schwachstellen werden die Gegner niedergestreckt, sodass sie den nächsten Zug erst aufstehen müssen. Solltet ihr jedoch sämtliche Gegner niederstrecken, kann man eine besonders starke Gruppenaktion auslösen, um die Gegner endgültig zu bezwingen.

"Persona 4" besticht durch ein ausgeklügeltes System, welches im klassischen Stein, Schere, Papier-Prinzip gehalten ist und einem jedem eine Stärke als auch eine Schwäche zuordnet. Für den Sieg erhält man Zugriff auf Tarotkarten, die einem einen Erfahrungsbonus, zusätzliches Geld, Waffen oder auch eine neue Persona gewähren können.

Jedoch kann "Persona 4" in den Dungeons auch schnell zu einem Asia-Grinder verkommen, wenn man sich zur Bewältigung der bevorstehenden Hürden zahlreiche Stunden beim Leveln verdingt. 

Persona-Kuppelstation

Damit der Protagonist stets den Kampf zu einem Erfolg umgestalten kann, kann man im Velvet Room bei Igor die bereits erhaltenen Personas zu neuen Monstern kombinieren. Aus den Personas, die sich in eurem Team befinden, kann man letztendlich mehrere miteinander fusionieren, sodass neue und zumeist stärkere Wesen entstehen. Diese übernehmen auch so manche Fähigkeit der "Elternteile". Somit sollte man stets im Sinn haben, welche Fähigkeiten man tatsächlich benötigt und welche geopfert werden können.

In diesen Momenten verkommt "Persona 4" zu einem Ressourcenmanagement mit dem man seine Streitkräfte so zusammenstellt, sodass man die größten Erfolgschancen hat. Allerdings sind dies auch die Momente, in denen man den Überblick über die verschiedenen Kombinationen verlieren kann.

Nichtsdestotrotz ist es die ebenfalls dadurch geförderte Sammelleidenschaft, die einen dazu antreibt letztendlich alle 179 Personas in das eigene Kompendium integrieren zu können. Wie bei "Pokémon" kann man sich darum bemühen alle zu "fangen".

Es ist diese fein austarierte Gameplayerfahrung gekoppelt mit einer charmanten sowie packenden Geschichte voller Intimität und , die "Persona 4" zu einem wahren Klassiker der PlayStation 2-Generation macht. Die Vita-Version schafft es zudem zahlreiche der kleinen, aber gelegentlich störenden Macken zu beheben und das Gameplay klar zu erweitern. 

Sollte man also noch einmal die Hand an die Vita-Version bekommen, kann man durchaus einen Blick riskieren. Sonst sollte man auf "Persona 5" warten, welches im Sommer 2016 für die PlayStation 4 erscheinen wird.


Fazit - Ein betörender Genrecocktail

Insgesamt gesehen ist "Persona 4" ein Rollenspiel-Schwergewicht, welches den Spagat zwischen Social-Sim und Dungeon Crawler nahezu perfekt meistert. Hier und da gibt es einige Unzulänglichkeiten.Doch selbst Jahre nach der Veröffentlichung schafft es der Titel mit einer gut durchdachten Geschichte und einem abwechslungsreichen Gameplay, welches hin und wieder zu einem Asia-Grinder verkommt, zu begeistern. 
9/10 


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